Kreativität

Kreativität

“Jetzt dürft ihr kreativ sein!” – (Schule) Dieser Satz und die damit verbundenen Emotionen bzw eher die damit verbundene Langeweile und Abneigung haben mich glauben lassen, dass ich eben kein kreativer Mensch bin. “Das macht ja nichts, ich mache eben andere Dinge gern.” Kreativität verstanden als Hobby, und meins ist es eben nicht.

Gestern habe ich einen Bericht gesehen von einem Mann um die 30, der sich dazu entschlossen hat, den Beruf des Großvaters weiterzuführen und als Schafshirte zu arbeiten. Er versorgt die Schafe und stellt Milchprodukte her. Creare…etw erschaffen. Aus dem nichts, bzw etwas so umwandeln oder verwandeln, dass etwas neues entsteht. Schafe+Futter+Fürsorge ergibt Milch, Jogurt und Käse. Mit dem, was ich in der Schule unter “kreativ sein” verstanden habe, hat das wenig zu tun.

Diese Art von Kreativität, von etwas erschaffen, ruft in mir ganz im Gegensatz zur Aufforderung in der Schule Neugierde, Bewunderung und Begeisterung hervor. Aus eigener Kraft entsteht etwas, dass mensch gut gebrauchen kann. Ich bin keine Schafshirtin, aber etwas aus eigener Kraft entstehen lassen zu können ist ein zentraler Punkt in unserer Lebensphilosophie.

Aus einem Samen Pflanzen ziehen, dadurch Obst und Gemüse und verschiedenste Konserven selbst herstellen und wiederum die Samen gewinnen und fürs nächste Jahr zur Seite legen…den Garten nicht mit Kunstdünger aus dem Fachhandel zu düngen, sondern mit dem Mist der Schafe vom Nachbarn und dem Kompost aus den eigenen Küchenabfällen bzw. der Asche aus dem Ofen…die Abwässer des Hauses nicht in die Kanalisation schicken, sondern direkt auf dem Grundstück in der Pflanzenkläranlage säubern und dann für die Bewässerung des Gartens nutzen…das sind für mich drei Beispiele von Kreativität…oder von Kreislaufwirtschaft. In der Natur geht alles ineinander über, Abfall gibt es nicht. Jedes Endprodukt ist gleichzeitig Ausgangspunkt für einen neuen kreativen Prozess und führt zu neuen Produkten.

Während ich Beispiele suche entdecke ich Kreativität in vielen unserer Alltagsaktivitäten…Wein und Brot selber machen…im Spätsommer die Speisekammer mit Tomatenkonserven und eingelegtem Gemüse füllen…Marmelade, Likör, Pesto…bei einem Spaziergang Wildpflanzen für die Suppe des Abendessens sammeln…alles Dinge, die für unsere Großeltern oder Urgroßeltern ganz normal waren. Aber diese Art von Kreativität braucht eine Wissensgrundlage. Wir müssen die Zusammenhänge kennen, sodass wir die natürlichen Prozesse für uns nutzen können, wenn wir sie brauchen.

Selbstbestimmung und Handlungsmacht. Etwas erschaffen, also etwas neu entstehen zu lassen, zu kreieren, gibt ein gutes Gefühl, ein Gefühl von Selbstbestimmung und Unabhängigkeit. Ich selbst bin Auslöser von diesem Produkt und ich kenne den Prozess so gut, dass ich das Produkt immer wieder produzieren kann. Dieses Gefühl kann durch den Kauf desselben Produktes nicht ausgelöst werden. Kaufen führt nicht zu derselben Selbstbestimmung und gesunde Zufriedenheit. Diese wichtigen Gefühle werden enkoppelt von Faktoren der heutigen Gesellschaft, wie beispielsweise davon ob ich einen Job und Geld habe oder nicht, oder davon welche Noten ich in der Schule schreibe oder wieviele Leute mich heute in Social Media kontaktiert haben. Das Wissen um kreative Prozesse schafft Sicherheit, positiv denkende Menschen und eine gesunde Gesellschaft.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert