Die Idee
RiConoscere – Wieder(er)Kennen
Warum aus einem Wort eine Webseite entsteht
Ist es euch schon mal passiert, dass ihr jemanden auf der Straße gesehen habt und in eurem Kopf die Frage aufkam: “Ich kenne diese Person doch! Aber wer ist das noch mal?” Uns ist das unzählige Male passiert…und dann wird in der Erinnerung gekramt, um zu versuchen, sich an Gesichter und Situationen zu erinnern. Manchmal ergebnislos…aber manchmal ploppt ein Lichtlein auf und vielleicht erinnern wir uns an die Schulzeit oder an den einen Sommer vor vielen Jahren…wir haben dieses bestimmte Gesicht wiedererkannt und an bestimmte Gefühle geknüpft (natürlich nicht immer schöne…das ist klar). Und die Tatsache, die Person, wiedererkannt zu haben, birgt ein mysteriöses Gefühl von Freude. Das kann auch mit einer Sache oder auch mit einer Pflanze oder einem Ort passieren…
Für uns ist dieses Wort Riconoscere-Wiedererkennen sehr wichtig und eng mit unserem Lebensweg verknüpft. Es ist immer gefährlich, etwas in wenigen Worten erklären zu wollen: vielleicht wird es zu sehr vereinfacht und banalisiert, und außerdem ist uns vielleicht selbst noch nicht alles klar, aber eine zusammenfassende Erklärung ist an dieser Stelle angebracht (auch für uns, um unsere Gedanken zu ordnen).
Die Wichtigkeit des Wiedererkennens liegt für uns nicht nur im Identifizieren können von ehemals bekannten Dingen, Orten, Personen oder Pflanzen, sondern auch im Wieder Kennen, im Sinne von Neu Kennenlernen von etwas, das einst bekannt war (auf Italienisch: RiConoscere: Ri-Wieder, Conoscere-Kennen).
Etwas genauer: Vor einigen Jahren sind wir aus der Stadt weggezogen, auf der Suche nach mehr alltäglichem Bezug zur Natur und seitdem wir diesen Weg verfolgen, wird uns immer bewusster, dass die Menschen, die früher auf dem Land gelebt haben, viele grundlegende Dinge wussten, kannten und selbst machen konnten, von denen unsere Genaration, aufgewachsen in einem System, das alles an unbekannte Andere delegiert, überhaupt keine Ahnung mehr hat.
Früher bauten die Menschen ihre Häuser selbst, bauten ihr Essen selbst an (und bezogen teilweise ihre Nahrung direkt aus der Natur durch Jagen und Sammeln), konstruierten ihre Werkzeuge selbst, nähten ihre Kleidung selbst…usw.. Dadurch waren die Menschen automatisch viel stärker an den Rhythmus der Natur gebunden.
Außerdem gab das alles den Menschen eine gewisse “Macht”. Und wenn es alleine nicht ging, dann konnte man auf die Gemeinschaft zurückgreifen. Aber bitte, so klingt das alles viel zu rosig, denn rosig war es sicher nicht, ganz im Gegenteil, die Arbeiten waren oft körperlich sehr anstregend.
Heute jedoch, in unserem städtischen Leben, haben die Meisten von uns dieser Kenntnisse verloren. Wir wissen nicht mehr, wie man das Land bebaut, wir wissen nicht, welche Wildpflanzen essbar sind, wir wissen nicht, wie man eine Mauer ohne Beton baut oder wie man einen Korb flechtet. Normalerweise kaufen wir das, was wir brauchen. Aber zu welchem Preis? Alles hat einen Preis: direkt für uns, aber auch für diejenigen, die Produkte und Dienstleistungen produzieren und bereitstellen (oft ist das, was wir in unserem globalen Wirtschaftssystem beziehen, schlecht bezahlt oder ein Produkt von Ausbeutung). Desweiteren brauche ich, um das, was ich zum Leben brauche kaufen zu können, eine gewisse Menge Geld…und um dieses Geld (ehrlich) zu verdienen…muss ich meine Zeit in Arbeit investieren, die gerecht bezahlt wird: 35-40-50 Wochenstunden (wenn es gut läuft), um genug Geld für eine Wohnung, die Rechnungen, die Lebensmittel (oft schlechter Qualität), das Auto zu haben …und wenn noch etwas übrig bleibt, gönnen wir uns etwas…und so geht es immer weiter…bis zur Rente (Aber wird unsere Generation noch Rente bekommen?).
Wir haben also beschlossen, viele kleine große Erfahrungen zu sammeln, uns mit Menschen in anderen ähnlichen Projekten auszutauschen und Kontakte zu knüpfen und unsere eigenen Erfahrungen neu zu kreieren…und dabei befinden wir uns im Moment in Korsika. Unser Weg hat kein festes Ziel hat, sondern Horizonte, die wir in der Ferne erahnen können, aber die sich, wie unser Leben auch, immer wieder verändern und weiterentwickeln, Tag für Tag. In der Veränderung liegt die Schönheit des Lebens selbst, der Natur, die uns umgibt, der Menschen, die wir getroffen haben, die wir treffen und die wir treffen werden…und darin erkennen wir uns wieder.