Zeit für eine Zwischenbilanz

Zeit für eine Zwischenbilanz

365 Tage, 8760 Stunden, 525600 Minuten … ein Jahr! Etwas über ein Jahr ist nun seit unserer Ankunft auf Korsika vergangen, und es ist an der Zeit für einen Rückblick und für Überlegungen und Visionen für die Zukunft.

Als erstes möchten wir betonen, dass es für uns ein sehr, sehr schönes Jahr voller wichtiger Erfahrungen war. Es ist unglaublich zu sehen, wie das Leben Tag für Tag voller Überraschungen und Abenteuer steckt, trotz der kleinen großen Schwierigkeiten … alles hängt vom Blick ab, den wir auf die Welt haben, und von dem Gewicht, das wir den Geschehnissen beimessen; Geschehnisse, die uns direkt betreffen und auch solche die weiter entfernt sind, uns aber dennoch dazu bringen uns selbst und unser Leben zu hinterfragen (wie die Pandemie oder die dramatischen Ereignisse, die sich in diesen Tagen in der Ukraine abspielen und denen gegenüber wir in keinster Weise gleichgültig sein können).

Nach diesem Jahr sind wir noch stärker davon überzeugt, dass man manchmal etwas riskieren muss, auf die Innere Stimme hören, und versuchen muss, Schritte auf Wegen zu gehen, die nicht unbedingt schon komplett klar vorgezeichnet sind. Ohne Angst, aber wachsam und vorsichtig – wir glauben, dann ist es immer möglich, etwas Neues auszuprobieren. Und wenn man feststellt, dass der Versuch nicht zu den gewünschten Zielen führt oder es gefährlich werden könnte … ist es immer möglich, anzuhalten, eine Pause zu machen und sich zu entscheiden, zurück zu gehen, um einen neuen Weg einzuschlagen. Und dabei dürfen wir die Zeichen der Zeit, unseres Hier-und-Jetzts, nicht übersehen!

Aber zurück zu uns und zu unserem Jahr an diesem wunderbaren Ort: Wie wir euch bereits erzählt haben, ist Korsika unglaublich reich an Natur – zumindest im Vergleich zu unseren Heimatorten – und das obwohl es auch hier viel Immobilienspekulation gibt und überall auch in eigentlich geschützten Gebieten gebaut wird. Trotzdem bewahrt die sogenannte Insel der Schönheit“ noch viel von ihrem landschaftlichen Erbe – Meer und Strand, Flüsse und Bergen … es ist für jeden etwas dabei. Und nach diesem Jahr können wir sicher sagen: Das Leben in engem Kontakt mit der Natur ist etwas, dass wir nicht mehr missen wollen! Aufwachen und über einen Wald blicken, der bis zum Meer hin abfällt; sehen, wie Giuseppe Antonios Schafe und Lämmer jeden Tag durch unser Gelände traben; tagsüber den Blick heben und sich ständig von oben vom Rotmilan beobachtet zu sehen und in der Nacht vor dem Schlafen gehen einen Blick in den Sternenhimmel zu werfenda wird einem warm ums Herz. Die Tagesrhythmen sind völlig anders … das Puls verlangsamt sich und der Blick schweift ins Weite. Auch wenn wir uns noch viel zu oft in eigentlich vermeidbarem Alltagsstress verlieren.

Und auch für David ist die nahe Natur eine Freude … er liebt alle Tiere, die er kennenlernt, klein und groß. Er beobachtet Blumen, Pflanzen, macht jedes Mal das Geräusch der Schafe, wenn er sie sieht und möchte sie begrüßen gehen… und der erste Gedanke morgens nach dem Aufstehen gilt dem Paesolu-Hund: Bergamotto! Sie sind beste Freunde

Apropos Freunde, hier steckt ein weiterer wichtiger Punkt unserer Reflexionen. So wie die Bestätigung, in der Natur leben zu wollen, sind wir uns heute sicher, dass wir tiefgründige Beziehungen brauchen und pflegen und hegen müssengenau wie unser Gemüse. =) Die Erfahrung in Korsika zeigt uns, dass wir uns liebe Menschen brauchen wie die Luft zum atmen; einerseits unsere Verwandten und Freunde auf der ganzen Welt und andererseits ein Netz neuer Freundschaften an unserem aktuellen Wohnort. Jedes Treffen mit unseren Familien war ein kostbares Geschenk; die Gelegenheit gehabt zu haben, Stefano mehrmals bei uns zu haben; die Zeit in Neapel, sowie in Karlsruhe oder Heidelberg mit den jeweiligen Menschen trotz der Pandemie hat uns sehr bereichert. Hier auf Korsika ist es uns trotz einiger Anfangsschwierigkeiten gelungen, ein kleines aber feines Netzwerk von Freundschaften und Bekannten aufzubauen … Menschen jeden Alters, von 90 absteigend, mit denen wir Momente teilen konnten und können. Auch uns hat Corona erwischt, zum Glück auf sehr milde Weise, aber wir können kaum beschreiben, wie wir hier mit Gesten der Zuneigung und Unterstützung gesund gepflegt wurden. Von Gilles‘ Tanten, die uns Essen brachten, bis hin zu Vincente, einem unserer Nachbarn, der mit Keksen an der Haustür auftauchte und sich auch zum Einkaufen zur Verfügung stellte. Wer sucht, der findet überall wunderbare Menschlichkeit …

Und um beim Thema Suche zu bleiben: In den letzten Wochen haben wir viel Zeit damit verbracht, uns die nächsten Schritte vorzustellen. Wir sind zu dem Schluss gekommen, was teilweise auch eine Bestätigung früherer Ideen ist, dass wir unsere Zeit und unsere Energie (körperlich, geistig und finanziell) in ein Projekt investieren wollen, das mehr „unseres“ ist und wir können sagen, dass wir bereit sind, diesen Sprung zu machen: Einen Ort finden (wir wissen noch nicht wo und wie), unser Leben an diesem neuen Ort planen (Arbeit, Schule, Aktivitäten) – es ist an der Zeit Wurzeln zu schlagen, und mit der Zeit die Früchte zu ernten … natürlich haben wir tausend fragen im Kopf, im Bauch, auf dem Herzen. Wie bringen wir das Leben in der Natur mit den Bedürfnissen nach Geselligkeit in Einklang, insbesondere mit dem objektiven Bedürfnis von David nach Freunden, mit denen er seinen Lebensweg teilen kann (wie wir es in unserer Kindheit getan haben)? Wie können wir unser Projekt nachhaltig und dauerhaft gestalten, auch aus wirtschaftlicher Sicht, und wie können wir das alles mit unserem Wunsch in Einklang bringen, David die Möglichkeit zu geben, seine vier Großeltern und seine Onkel und Tanten so oft wie möglich zu sehen … und dann natürlich die Frage: Machen wir ein gemeinsames Projekt mit anderen Menschen oder begrenzen wir uns auf unsere kleine Familie? Kurz und poetisch gesagt, die Farben, um unser Bild zu malen, müssen noch ausgewählt werden. Einige Teile sind schon klar, andere sind noch ein wenig von Zweifeln und Unsicherheiten getrübt. Wir sind jedoch sicher, dass wir immer noch auf dem richtigen Weg sind eine gute Ladung neue und wichtige Werkzeuge in unsere Kiste gepackt haben.

Wir haben in diesem Jahr viel gelernt, sowohl spezifisch in unserem landwirtschaftlichen Projekt als auch in anderen Bereichen. Wir sind bei Gilles und Pascal zum Thema Beherbergung von Touristen und ökologischen Tourismus in die Lehre gegangen, wir haben unsere handwerklichen Fähigkeiten beim Renovieren unseres kleinen Chalets erweitert, wir haben viel über ökologisches Abwassermanagement und über das Zusammenleben mit Wildtieren (Wildschweine!) gelernt… Um beim Thema zu bleiben, dieses Jahr hat es uns ermöglicht, unsere zukünftiges Projekt klarer zu sehen, und zu verstehen was wir hinzufügen wollen, aber auch, was wir nicht umsetzen wollen. Kurz gesagt, wir haben an Bewusstsein gewonnen. Und viel von diesem Bewusstsein ist auch David zu verdanken, der uns weiterhin jeden Tag etwas beibringt und uns beispielsweise immer mehr mit seinen Kommunikationsfähigkeiten verblüfft … obwohl er im Moment nur das Wort „Wasser“ – „Acca“ in Davidese und „Berga“ für Bergamotto, den Hund, sagt, noch kein Mama und Papa in Sicht… aber das ist gut so. Vor einiger Zeit fing der kleine Zwerg an zu laufen und mit seinen ersten Schritten wurde uns die Bedeutung von „begleiten“ noch deutlicher … Wir lassen uns von ihm auf unserem Weg begleiten, aber auch von euch allen, die ihr aus der Ferne mitverfolgt und uns positive Energie gebt … offen für das Leben und für Neues!

A prestu! (Bis bald in korsisch)

2 Gedanken zu „Zeit für eine Zwischenbilanz

  1. In ricerca di umanità, nella natura, ascoltando „dentro“, nel qui ed ora, i segni dei tempi, tracciando e percorrendo nuovi sentieri di Vita per continuare a costruire la vostra visione di futuro, insieme, coltivando relazioni autentiche, familiari e fraterne, „accompagnati“ da David e dal suo meraviglioso e gioioso crescere in armonia con la natura, la famiglia, l’amore, fare un primo bilancio per orientarsi nella costruzione di una scelta di vita: grazie, ragazzi, per questa condivisione che si fa ulteriore tassello di bellezza per ciò che siete, per l’amore che vi unisce, per il percorso di Vita che state abitando. E non da soli. Grazie, per aver desiderato di condividere con noi e con tanti questo cammino, anche per queste parole, che ho letto e riletto, e che trovo – ognuna – parte di quel „quadro“ bellissimo che state affrescando, nella cornice della vostra esistenza. Oggi illuminata dal sorriso coinvolgente di David. Il rafforzamento del desiderio di continuare in questo cammino con un’esperienza „vostra“, tenendo conto delle esigenze di David e vostre, troverà le „pennellate“ e i „colori“ per continuare a dipingere l’idea di futuro e di vita ch’è in voi, come persone e come famiglia. Ovunque ciò accadrà, continuerà ad essere „spazio“ da abitare, dove ritroverete sempre i volti di quanti vi hanno conosciuto e amati, e che si sono arricchiti del vostro amore. Io e noi tra questi. Con voi il mondo è più bello, nonostante il dolore e la sofferenza del momento drammatico che lo sta segnando. Grazie. Pasquale

  2. Ciao David, ciao Miriam, ciao Luigi, grazie a „JoyNews“ di Città della Gioia ho avuto la possibilità di conoscere il vostro blog: è uno strumento bellissimo di condivisione di quella che è la vostra Vita ed è un pò come viverla anche noi insieme a voi. Grazie di cuore!
    Vedendo le foto del vostro orto (complimenti!) ho pensato che forse potrebbe esservi utile prendere contatto con Riccardo (fratello di Betty) che è agronomo e che, tra le sue attività lavorative, c’è la gestione della Banca del Seme della Campania per la valorizzazione di alcuni prodotti agricoli e per non far perdere il genotipo di alcuni ortaggi „di una volta“ che tendono a scomparire, ma che sono ricchi di qualità.
    Per questo motivo potreste chiedere a lui qualche consiglio (anche se vedo che non ne avete bisogno!) ma soprattutto la disponibilità di fornirvi di semi di prodotti che sicuramente in Corsica non ci sono (vedi, ad esempio, pomodoro San Marzano, papaccella, zucchino San Pasquale, ecc.) così da poter portare un pò di napoletanità in terra corsa.
    La mia è solo una piccola idea, ma sono certo che potrebbe contribuire a far „assaggiare“ dei prodotti di altissima qualità e con tantissimo sapore ai vostri attuali concittadini, ma che contribuirebbe per voi anche ad avere dei prodotti „unici“ ed eccezionali.
    Complimenti per quello che fate e soprattutto per il coraggio che avete di mettere in pratica una stile di Vita autentico e genuino.
    Un abbraccio forte a tutti e tre!!!
    Lucio

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